Die Edertaler Tierwelt ist um eine Art reicher! Wer aufmerksam entlang der Eder zwischen Mehlen und Mandern wandert, kann die typischen Fraßspuren von Bibern entdecken. (s. Fotos unten)
Bereits im 16. Jahrhundert wurde der Biber in Hessen ausgerottet. So erklärt sich, dass in der „Geschichte und Beschreibung des Fürstenthums Waldeck“ von Louis Curtze, die 1950 erschienen ist und
auch umfangreiche Informationen zur Tier- und Pflanzenwelt enthält, der Biber nicht erwähnt wird.
Es ist aber davon auszugehen, dass der Biber in früheren Jahrhunderten, als es in der sumpfigen Talaue noch größere Auwälder gab, an der Eder vorkam.
In den Jahren 1987/88 wurde der Biber mit Tieren aus der Elbe-Population im Spessart wieder angesiedelt. Deshalb liegt der hessische Verbreitungsschwerpunkt im Main-Kinzig-Kreis. Von dort aus
verbreitete sich der Biber entlang der Fulda zur Eder und zur Schwalm. Hessenweit wird der Bestand inzwischen mit über 700 Tieren angegeben.
In diesem Jahr konnten Mitglieder des Ederfischereiclubs zwei unterschiedlich große Tiere fotografisch dokumentieren. Besonderes Glück hatte eine Giflitzerin. Sie konnte auf einem Feldweg einen
Biber beobachten und dabei gut den abgeplatteten Schwanz erkennen, die sogenannte Biberkelle. In früheren Jahren kam es immer mal wieder zu Verwechslungen mit Bisamratten. Diese sind deutlich
kleiner und haben einen runden Schwanz. Biber können bis zu 1,40 Meter lang sein und ein Gewicht von 18 bis 30 Kilogramm erreichen.
In Waldeck-Frankenberg gibt es am Diemelsee seit einigen Jahren ein isoliertes Bibervorkommen, das möglicherweise von ausgesetzten Tieren abstammt.
Auch von der Nemphe bei Frankenberg war ein Biber gemeldet worden. Kontrollen mit Hilfe einer Wildkamera ergaben jedoch, dass sich die Tiere hier nicht dauerhaft angesiedelt haben.
Biber sind Landschaftsgestalter. Sie fällen Bäume und fressen deren Rinde sowie die Zweige und das Laub der Kronen. Dabei bevorzugen sie Weichhölzer, insbesondere Weiden. Durch den Bau von Dämmen
können sie Einfluss auf den Wasserhaushalt von Flüssen und Bächen nehmen. Bekannt sind auch die so genannten Biberburgen, die Wohnbaue dieser Tiere.
Die Ederaue ist für den Biber ein gut geeigneter Lebensraum. Zu diesem Schluss kam bereits die 1997 fertiggestellte Diplomarbeit von Ulrich Simmat, der aus Waldeck stammt. Die Renaturierung der
Eder hat sicher die Lebensbedingungen für den Biber verbessert, war aber keine Voraussetzung für die Besiedlung. Entlang des Ederufers gibt es kaum landwirtschaftliche Flächen, die bis ans
Flussufer reichen. Ausgedehnte Weichholz-Bestände, insbesondere Weiden, bieten den Bibern Nahrung, so dass es zu keinen größeren Konflikten durch Schäden an genutzten Bereichen kommen dürfte.
Wolfgang Lübcke
Biber-Fraßspuren an der Eder, Fotos: Wolfgang Lübcke
Bei dem Niedrigwasser der Eder kommt der 2020 gebaute Biberdamm bei Wega/Wellen gut zur Geltung.
Foto: Wolfgang Lübcke