Vom Maisacker zum Paradies aus Menschenhand

NSG Schwimmkaute bei Mehlen

Naturschutzgebiet „Schwimmkaute bei Mehlen“ von der Beobachtungshütte aus (Foto: Wolfgang Lübcke)
Naturschutzgebiet „Schwimmkaute bei Mehlen“ von der Beobachtungshütte aus (Foto: Wolfgang Lübcke)

Anfang der 1980 Jahre wurde hier noch Mais angebaut. Jetzt ist die „Schwimmkaute bei Mehlen“ zwischen Giflitz und Mehlen eines artenreichsten Naturschutzgebiete im Kreis Waldeck-Frankenberg.

 

Der etwa fünf Hektar große Teich und ebenso großem, mit Gehölzen bestandenen Umfeld ist durch Kiesgewinnung entstanden. Es erfolgten keinerlei Renaturierungsmaßnahmen, etwa durch Anpflanzungen von Bäumen und Sträuchern, die Natur hat alles selbst auf das Beste gestaltet. Aufgrund ihres hohen naturschutzfachlichen Wertes wurde die Schwimmkaute von der Oberen Naturschutzbehörde angekauft und dient nun ausschließlich dem Artenschutz.

Merkwürdig ist der Name Schwimmkaute. Der erste Wortteil deutet auf ein
ehemaliges Feuchtgebiet, in einer Zeit, als die Eder noch mehr Raum im Tal beanspruchte. Kaute bedeutet Abgrabung.. Zum Beispiel werden Stellen, wo früher Lehm für den Hausbau gewonnen wurde, als Lehmkaute bezeichnet.

Der ehemalige Kiesbaggerteich hat einen üppigen Bestand von Unterwasserpflanzen wie Schwimmendem Laichkraut, Ährigem Tausendblatt und Kanadischer Wasserpest.  Im südöstlichen Bereich befindet sich eine mit Binsen bestandene Flachwasserzone.

Graureiher sind regelmäßig an der Schwimmkaute zu beobachten. (Foto: Dieter Bark)
Graureiher sind regelmäßig an der Schwimmkaute zu beobachten. (Foto: Dieter Bark)

Wer die Vögel auf der „Schwimmkaute“ beobachten möchte, sollte die Beobachtungshütte an der unteren Gebietsgrenze, am Verbindungsweg zwischen der Bundestraße und dem Eder-Radweg, nutzen. Ein Fernglas ist empfehlenswert, weil sich die Wasservögel oft im oberen Teil des Teiches aufhalten. Eine Tafel informiert über die hier vorkommenden Arten. Ein kleines Zusatzschild mit einem QR-Code ermöglicht, über ein mit entsprechender App ausgestattetem Smartphone die aktuellen Vogelbeobachtung aus dem Internetportal ornitho.de abzurufen. Angebracht wurde es von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz.

Bisher wurden hier 143 Vogelarten gezählt. Das entspricht etwa der Hälfte der im Kreisgebiet vorkommenden Arten. Ganz überwiegend handelt es sich um Durchzügler, Winter- und Nahrungsgäste. Insgesamt 34 Schwimmvogelarten wurden auf der Schwimmkaute beobachtet. Zu den oft vertretenen Brutvogelarten gehören Höckerschwan, Stockente, Reiherente, Haubentaucher, Zwergtaucher, Blässhuhn und Teichhuhn. Wenn man Glück hat, kann man auch einen Eisvogel, den „fliegenden Edelstein“, entdecken.
Als Nahrungsgäste kann man bei regnerischem und kühlem Wetter in größeren Zahlen Rauch- und Mehlschwalben sowie Mauersegler beobachten. Ein besonderes Schauspiel in den Sommermonaten bietet ein Baumfalkenpaar, das von seinem Brutplatz aus hierher zur pfeilschnellen Jagd auf Libellen kommt.

Insgesamt 18 Libellen-Arten hat NABU-Experte Wilhelm Breßler an der Schwimmkaute gezählt, davon drei auf der Roten Liste für Hessen. Die individuenreichsten Arten waren Pokaljungfer, Gemeine Becherjungfer und Hufeisen-Azurjungfer. Bemerkenswert sind gleich drei Arten, die ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet sind und sich als Boten des Klimawandels nach Norden ausbreiten: Feuerlibelle, Kleines Granatauge und Westliche Keiljungfer.

Tipp:
Ein besonderes Erlebnis ist es an einem warmen Sommerabend, in der Beobachtungshütte zu sitzen und dem Froschkonzert zu lauschen. Wenn die Sonne am Michelskopf zwischen Affoldern und Buhlen untergeht, spiegelt sich das Licht im Wasser der Schwimmkaute und am Horizont grüßt Schloss Waldeck ins Edertal. In vielstimmigem Konzert ertönen die Wasserfrösche und später am Abend die Laubfrösche, die in dem Kiesgrubengebiet zwischen Mehlen und Giflitz ihr einziges in Waldeck-Frankenberg verbliebenes Vorkommen haben.
Der Laubfrosch ist selten geworden. (Foto. Maik Sommerhage)
Der Laubfrosch ist selten geworden. (Foto. Maik Sommerhage)