Locheichen-Route

Auf zum Welterbe im Nationalpark Kellerwald-Edersee

Unser Startpunkt für die Locheichen-Route ist der Nationalpark-Eingang an der Heinrichshütte bei Gellershausen. Der 7,4 lange Rundweg, markiert durch ein Eichhörnchen-Symbol, führt zunächst durch den Galgenbusch, eine Kuppe mit einstiger Niederwald- und Hutenutzung. Niederwälder sind Wälder, deren Bäume sich nach dem Fällen durch Stockausschlag verjüngen. Waldweide mit Schweinen wurde hier noch bis in den Zweiten Weltkrieg betrieben.

Der historische Niederwald diente der Gewinnung von Kohlholz. (Foto: Wolfgang Lübcke)
Der historische Niederwald diente der Gewinnung von Kohlholz. (Foto: Wolfgang Lübcke)

Niederwald diente historisch auch zur Gewinnung von Kohlholz. Solche Waldbilder sieht man ebenfalls am steilen Aufstieg zur Locheiche. Und dann entdecken wir auch schon einige Köhlerplatten, Stellen, wo früher mal Kohlenmeiler standen. An einer Böschung unterhalb einer solchen Köhlerplatte verrät die schwarze Farbe von Holzkohleresten die einstige Nutzung. Auf einer gut zugänglichen Köhlerplatte laden Bänke zur Rast ein. Hier bietet sich ein Fernblick in das Wesetal. Die Sitzgelegenheit nutzen wir, um uns in einem Nationalpark-Faltblatt über den weiteren Weg zu informieren. Wir wollen auf Nummernpfähle achten, die Besonderheiten am Wegrand markieren, denn dazu bietet das Faltblatt jeweils erklärende Texte. So zum Beispiel an einer Kehre die Nummer 4: Hier kreuzt ein Quellgerinne unseren Weg. Bereits nach einer kurzen Trockenphase fließt aber kein Wasser mehr. An dieser Stelle ist eine von drei Quellen des Klingesebachs, der bei Gellershausen in die Wese mündet.

 

Die schwarze Bodenfärbung verrät eine Köhlerplatte. (Foto: Wolfgang Lübcke)
Die schwarze Bodenfärbung verrät eine Köhlerplatte. (Foto: Wolfgang Lübcke)

Nach 2,6 km gelangen wir an der Locheiche zu einer Wegkreuzung. Auch hier lädt eine Bank zum Verweilen ein. Der Wald der Locheiche wird schon seit 1988 nicht mehr genutzt, weil die hessische Forstverwaltung hier ein Naturwaldreservat eingerichtet hatte. Naturwaldreservate sind ausgewählte Waldgebiete, die der natürlichen Entwicklung überlassen bleiben und diesbezüglich intensiv erforscht werden. An einem Markierungspfahl entdecken wir ein kleines Schildchen, es verweist auf  das UNESCO-Welterbe. Dieses herausragende Prädikat hat der Kernbereich des Nationalparks im Jahr 2011zusammen mit vier anderen Waldgebieten Deutschlands erhalten als Teil des größten transnationalen Welterbes.

 

Wegweiser an der Locheiche (Foto: Wolfgang Lübcke)
Wegweiser an der Locheiche (Foto: Wolfgang Lübcke)

Von der Wegekreuzung bis zum Tannendriesch sind es 2,4 km. Entlang der Bergkuppe der Locheiche verläuft die Route erholsam auf einer Höhe, zunächst als breiter Waldweg, geht dann aber mehr und mehr in einen Pfad über. Einige Baumstämme liegen quer über dem Pfad und Brombeeren ranken dicht an ihn heran. Die Natur rückt näher! Dann biegt der Pfad durch einen Altbuchenbestand abwärts und führt schließlich durch einen Hohlweg zum Tannendriesch. Driesch oder Triesch ist eine alte Bezeichnung für eine beweidete Fläche. Im Nationalpark gibt es noch den Fahrentriesch, den Heiligenstocktriesch und den Damentriesch. Zum Teil handelt es sich um einstige Gemarkungen aufgegebener Siedlungen. Am Tannendriesch steht eine historische Wildfütterung, die zum Info-Pavillon umfunktioniert wurde, und man kann das Modell eines Kohlenmeilers anschauen.

 

Eine prächtige alte Hutebuche (Foto: Wolfgang Lübcke)
Eine prächtige alte Hutebuche (Foto: Wolfgang Lübcke)

Der Weg zurück in Richtung Gellershausen führt durch einen Altbuchenbestand, der auch Teil des Weltnaturerbes ist. Dann lichtet sich die Kulisse zu einem Grünlandkomplex, der zum Nationalpark gehört. Dessen Name Appenrod verweist darauf, dass hier im Mittelalter Wald gerodet wurde. Durch eine abwechslungsreiche bäuerliche Kulturlandschaft erreichen wir schließlich nach gut drei Stunden wieder den Parkplatz Heinrichshütte.

 

Landschaftlich reizvoll - das Appenrod mit den Wildunger Bergen im Hintergrund (Foto: Wolfgang Lübcke)
Landschaftlich reizvoll - das Appenrod mit den Wildunger Bergen im Hintergrund (Foto: Wolfgang Lübcke)

Für den Betrieb der Eisenhütten in der Kellerwaldregion wurde früher viel Holzkohle benötigt. Die Köhler des Gellershäuser Forst versorgten insbesondere zur Eisengewinnung die Bericher Hütte, deren baulichen Reste heute noch Besucher des Edersees anlocken. Laserscanaufnahmen haben im Nationalpark die erstaunliche Zahl von 1308 Köhlerplatten ergeben, weitaus mehr als ursprünglich vermutet.


Gellershausen war ein Köhlerdorf. Im Ortssippenbuch findet man mehrfach die Berufsbezeichnung Köhler. Von diesem Handwerk stammt auch der Ortsspottname  "Gellerschhaiser Rauchhinner". Weil von den Meilern ständig Rauch aufstieg, blieb dieser in den Kleidern der Köhler hängen und führte zu dem Spottnamen "Rauchhühner".

 Wolfgang Lübcke