Kiesschotter-Flora

Überlebenskünstler auf Extrem-Standorten

Das alles haben die vier hier exemplarisch vorgestellten Pflanzenarten gemeinsam: Sie wachsen auf extrem nährstoffarmen, äußerst trockenen Kiesflächen am Ederufer und an den ehemaligen Kiesgruben zwischen Mehlen und Giflitz. Sie sind lichtliebend, bieten vielen Insekten Nahrung, fallen Spaziergängern durch teils große Bestände auf und blühen im Hochsommer.

 

Der Natternkopf wird im Volksmund auch Blauer Heinrich genannt. Er gehört zur Familie der Raublattgewächse, ist also verwandt mit Vergissmeinnicht und Borretsch, einer Gewürzpflanze in Gärten.


Der Natternkopf wird durch Honig- und Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen und Schmetterlinge bestäubt. Über 40 Schmetterlingsarten wurden an ihm gezählt. Die Blüten sind zunächst rot und färben sich dann blau. Die Bienen lernen, dass nur die roten Blüten reich an Nektar sind. Bei Imkern gilt der Natternkopf als gute Bienenweide. Die Trockenpflanze überdauert den Winter mit Hilfe ihrer Pfahlwurzeln.

 

In großer Zahl wächst der Natternkopf auf dem Gelände des ehemaligen Kieswerks bei Mehlen. (Foto: Wolfgang Lübcke)
In großer Zahl wächst der Natternkopf auf dem Gelände des ehemaligen Kieswerks bei Mehlen. (Foto: Wolfgang Lübcke)

 

Die Schwarze Königskerze gehört ebenso wie die größere Mehlige Königskerze zur Familie der Braunwurz-gewächse. Sicheres Bestimmungsmerkmal sind die violetten Staubgefäße, während die Mehlige Königskerze weiße, wollige Staubgefäße besitzt.


Die hellgelben Blüten der Schwarzen Königskerze locken zahlreiche Insekten an, zum Beispiel verschiedene Schwebfliegen-Arten. Die frostharte Pflanze wird auch in naturnahen Gärten angepflanzt, wo sie ein Blickfang in Staudenbeeten ist.

Die Schwarze Königskerze auf Kiesablagerung des Amphibienteichs im NSG "Krautwiese am Wesebach" (Foto: Wolfgang Lübcke)
Die Schwarze Königskerze auf Kiesablagerung des Amphibienteichs im NSG "Krautwiese am Wesebach" (Foto: Wolfgang Lübcke)

Das Seifenkraut ist ein Nelkengewächs. Es enthält Saponine, die Schaum bilden, wenn man die Pflanze im Wasser zerreibt. Früher hat man das Seifenkraut als Feinwaschmittel benutzt. Als Kinder haben wir uns beim Baden in der Eder mit dem Schaum dieser Pflanze die Haare gewaschen, nicht wissend, dass sie schwach giftig ist.


Der Duft der trichterförmigen Blüten entfaltet sich abends und nachts am stärksten. Aufgrund seines  Blütenbaus wird das Seifenkraut vor allem durch Nachtfalter besucht, die mit ihren langen Rüsseln an den Nektar gelangen können.


Seifenkraut ist für Wildpflanzen-Gärten zu empfehlen.

 

Seifenkraut am Ederufer (Foto: Hermann Sonderhüsken)
Seifenkraut am Ederufer (Foto: Hermann Sonderhüsken)

 

Der Weiße Steinklee ist ein Schmetterlingsblütler, ebenso wie unsere Gartenpflanzen Erbsen und Bohnen. Er kommt bisweilen zusammen  mit dem Echten Steinklee vor, der gelbe Blüten hat.


Die Pflanze kann bis zu anderthalb Meter hoch werden. Für die Besiedlung trockener Standorte sind die bis zu 70 cm tiefen Wurzeln des Rohboden-Pioniers vorteilhaft.


Die Bestäubung erfolgt durch Bienen, Fliegen und Schmetterlinge. Wenn die gemähte Pflanze trocknet, entfaltet sie einen Duft von Cumarin, ein Stoff, der auch in Waldmeister enthalten ist.

 

Der Weiße Steinklee am ehemaligen Kieswerk von Mehlen (Foto: Wolfgang Lübcke)
Der Weiße Steinklee am ehemaligen Kieswerk von Mehlen (Foto: Wolfgang Lübcke)

 Wolfgang Lübcke